Laryngorhinootologie 2017; 96(S 01): S66-S83
DOI: 10.1055/s-0042-120048
Referat
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Tympanoplastik – Neues und neu Beleuchtetes

Tympanoplasty – News And New Perspectives
Marcus Neudert
1   Technische Universität Dresden
2   Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus
3   Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie
,
Thomas Zahnert
1   Technische Universität Dresden
2   Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus
3   Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie
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Publication Date:
12 May 2017 (online)

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Zusammenfassung

Seit Beginn der rekonstruktiven Mittelohrchirurgie wurden Techniken und Biomaterialien zum Wiederaufbau des zerstörten Schallleitungsapparates beständig weiterentwickelt. Gleichzeitig wurden von Beginn an die Operationsergebnisse ausgewertet, um Erfolg oder Misserfolg der Therapien zu identifizieren. In den letzten Jahren nehmen Qualitätsbewertung und -sicherung im medizinischen Alltag einen wachsenden Stellenwert ein, der auch Einzug in die Mittelohrchirurgie hält. Bei der differenzierten und umfassenden Qualitätsbewertung kommt der exakten Definition und Erfassung der Zielparameter eine entscheidende Rolle zu. Diese umfasst heute nicht nur audiologische Daten, die prä- und postoperativ miteinander verglichen werden, sondern auch Bewertungen der individuellen Faktoren, die einen Einfluss auf das postoperative Gesamtergebnis nach einer Tympanoplastik haben, wie bspw. die gesundheitsspezifische Lebensqualität. Die Patientenselektion und Beschreibung der klinischen Ausgangssituation, der intraoperativ identifizierte Schaden am Schallleitungsapparat und die Rekonstruktionstechnik, die Wahl des Frequenzbereiches in der Audiometrie und das Nachbeobachtungsintervall sind nur einige der Faktoren, die die Ergebnisaussage beeinflussen. Werden sie nicht dokumentiert oder das Patientenkollektiv danach stratifiziert, sind die Aussagen einer Studie oder im Vergleich verschiedener Arbeiten nur bedingt aussagekräftig. Das vorliegende Referat soll daher eine Übersicht und Bewertung der Einflussfaktoren und der Bewertungsinstrumente liefern, um valide Aussagen aus klinischen Studien ziehen zu können. Weitere Bewertungsinstrumente für die intra- und postoperative Qualitätskontrolle stehen heute bereits in Studien zur Verfügung und liefern Aussagen über die intraoperative Rekonstruktionsqualität bzw. postoperativ über mögliche Ursachen nicht optimaler Hörergebnisse mittels Bildgebung. Im Bereich der Implantatentwicklung wurden in den letzten Jahren zunehmend funktionelle Elemente in die Mittelohrprothesen integriert, die nicht nur den Anforderungen der Schallübertragung genügen, sondern zudem atmosphärische Luftdruckschwankungen kompensieren können. Gerade in Kombination mit weiteren Implantat-Bausteinen und der Umsetzung eines modularen Prothesenkonzepts können experimentell wie klinisch vielversprechende Ergebnisse in Aussicht gestellt werden.

Abstract

Techniques and biomaterials for reconstructive middle ear surgery are under steady, ongoing development. At the same time, clinical post-surgery results are evaluated to determine success or failure of the therapy. Routine quality assessment and assurance is of growing importance in the medical field, and therefore also in middle ear surgery. The exact definition and acquisition of outcome parameters is essential for both a comprehensive and detailed quality assurance. These parameters are not the audiological results alone, but also additional individual parameters which influence the postoperative outcome after tympanoplasty. Selection of patients and the preoperative clinical situation, the extent of the ossicular chain destruction, the chosen reconstruction technique and material, the audiometric frequency selection and the observational interval are only some of them. If these parameters are not well documented comparative analyses between different studies are of limited value. The present overview aims to describe, compare and evaluate some of the existing assessment and scoring systems for middle ear surgery. Additionally, new methods for an intraoperative quality assessment in ossiculoplasty and the postoperative evaluation of suboptimal hearing results with imaging techniques are available. In the area of implant development functional elements were integrated in prostheses to enable not only good sound transmission but also compensation of occurring atmospheric pressure changes. In combination with other components for ossicular repair they can be used in a modular manner which, so far show experimentally and clinically promising results.